Nein, Meere kann Moses Wolff nicht teilen. Als Kabarettist teilt er dafür umso heftiger aus. Und das im besten „Originalton Süd“! Das Pasinger Urgestein ist auf den Münchner Bühnen, wie dem Residenztheater oder Vereinsheim Schwabing, genauso heimisch wie in den verschiedensten Filmen und Serien. Wir trafen Moses in der digitalen Welt, ganz ohne Mundschutz.
Wie fühlte sich das an als plötzlich deine Lieblingswirtshäuser und Kneipen zu waren? Moses Wolff: „Ich liebe griechische und bayrische Lokale, trinke Wein lieber in Gesellschaft als zuhause und Bier lieber vom Fass als aus der Flasche. Der Wegfall geselliger Abende und reale Treffen mit Freunden betrübt mich natürlich sehr. Ich bin ja auch mit einigen Leuten aus der Gastronomie gut befreundet, die trifft es sehr hart.“
Du hast mit „Ozapft is! Das Wiesnhandbuch“ eine unterhaltsame Gebrauchsanweisung für das Oktoberfest geschrieben. Keine Wiesn 2020! Hättest du dies jemals für möglich gehalten?
Moses Wolff: „Freilich blutet mir das Herz, dass die Wiesn abgesagt wurde. Sie ist ja mein zweites Wohnzimmer und ein sehr wichtiger Teil in meinem Leben und im Leben vieler Freunde. Das Oktoberfest ist ein Ort der Lebensfreude und der Sinnlichkeit. Und nicht, wie ein schlechtgelaunter Journalist in einem großen Nachrichtenmagazin hämisch geschrieben hat, „die Pest“. Es ist schon wirklich ausgesprochen schäbig, in einer Situation wie im Augenblick in dieser Form Gift zu versprühen.“
Und was machst du jetzt in den zwei Wochen?
Moses Wolff: „Ich werde mit guten Freunden ein paar Mal meine Lieblings-Wirtsfamilie Roiderer im Gasthof zum Wildpark in Straßlach besuchen, um zumindest in gewohnter Umgebung zu sein.“
Als Künstler und Autor bist ja direkt betroffen. Also seit Wochen keine Auftritte mehr. Keine Gagen, aber trotzdem Kosten, wie überlebt man das?
Moses Wolff: „Nun, erstmal habe ich eine kleine Unterstützung durch die Soforthilfe des Wirtschaftsministeriums bekommen, somit ist die Miete bis Ende Juni gesichert. Außerdem konnte ich auf verschiedene Weise etwas als Autor dazuverdienen. Zudem haben mich Freunde unterstützt, indem sie Bücher und Wohnzimmerlesungs-Gutscheine gekauft haben. Im August erscheint mein neuer Roman „Liebe machen“ bei Piper, mal sehen, ob man bis dahin wieder vor Publikum auftreten darf. Unabhängig von Lesungen mit Unterstützung des Verlages bewerbe ich das Buch natürlich kräftig im Internet.“
Was erwartest du von der Politik, sprich Stadt, dem Land oder dem Bund? Moses Wolff: „Das sie besonnen und vernünftig handeln. Die Gesundheit geht natürlich vor. Ich hoffe, dass man sich auf eine einheitliche „Gangart“ festlegen kann und damit peu à peu das reale Leben wiederbeginnen kann.“
Was erhofft du dir vom restlichen Jahr?
Moses Wolff: „Dass all meine Lieben gesund, heiter und gelassen bleiben. Ich in mein geliebtes Griechenland fahren kann sowie möglichst viele Menschen mein neues Buch kaufen und mögen.“
Wie kann man dich aktuell unterstützen?
Moses Wolff: „Indem man mir Gutscheine für private Wohnzimmerlesungen abkauft. Jede Lesung ist individuell, dauert eine Stunde und kostet 300 Euro.“
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