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  • AutorenbildAmadeus & Alex

Im Gespräch: Andrea Waldecker (Meisterstück, Wiesnhakerl, BrotBierBar GmbH)

Aktualisiert: 15. Aug. 2020

Man kennt sie als umtriebige Tambosi-Wirtin, welches sie über Jahrzehnte zusammen mit ihrem Mann Frank betrieb. Legendär: ihre kulinarischen Opernnächte in lauen Sommernächten unter den Hofgarten-Arkaden. 2017 eröffnete sie schließlich in Haidhausen ihr Meisterstück, ein Hort, wo das Craft-Bier in Strömen fließt und fleißig am Buchenholzgrill gebrutzelt wird. Nicht zu vergessen: die Köstlichkeiten aus dem Smoker. Und so ganz nebenbei erfand die Mutter auch noch das Wiesnhakerl.


Wie hat sich das angefühlt, als ihr plötzlich zusperren musstet?

Andrea Waldecker: „Ganz so plötzlich kam das ja nicht, aber als es dann wirklich so weit war, waren meine ersten Gedanken bei meinen Mitarbeitern und wie ich sie beruhigen und ihnen Halt geben kann. Damals dachten wir natürlich alle, dass es in kürzester Zeit vorbei ist und wir dann wie gewohnt wieder loslegen können.“

Ihr seid nun gut zwei Monate ohne richtigen Umsatz, der Straßenverkauf war ja eher ein Tropfen auf den heißen Stein, oder? Wie überlebt man das?

Andrea Waldecker: „Ich weiß nicht ob man das überlebt, es ist ja noch nicht vorbei (lächelt). Aber richtig, der Straßenverkauf ist nur ein kleiner Tropfen, wichtiger ist Präsenz zu zeigen, und für die Nachbarschaft da zu sein. Die Soforthilfe war im ersten Moment eine große Unterstützung, für die ich sehr dankbar bin, allerdings reicht das nicht für so einen langen Zeitraum. Hier müssen jetzt dringend weitere Maßnahmen her, die meine Kollegen an dieser Stelle schon erläutert haben. Da dürfen wir uns nicht abspeisen lassen unter dem Motto „Ihr könnt doch jetzt wieder aufmachen“, denn die Einschränkungen sind wirklich enorm und ein Umsatz von 20-30% im Vergleich zu vorher leider realistisch.“


Du bist gleich doppelt betroffen, da durch den Wiesn-Ausfall auch das Wiesnhakerl geschlossen ist?

Andrea Waldecker: „Da Wiesnhakerl in diesem Jahr voraussichtlich wirklich wenig verkauft werden habe ich mich sehr schnell umgestellt und aus meinen Trachtenstoffen Gesichtsmasken genäht. Die Resonanz war riesig und einen Teil der Masken habe ich an Münchner Krankenhäuser gegeben. Es war ein gutes Gefühl wenigsten ein bisschen helfen zu können.“


So nun gibt es einen ersten Fahrplan für die Gastronomie, wie bewertest du diesen und wie könnt ihr es umsetzen?

Andrea Waldecker: „Wir sind momentan in der Planung, wie wir was wann konkret umsetzen und vor allem wie wir den Aufwand dafür möglichst geringhalten können. Das Lokal ist sehr klein, was die 1,5m-Abstandregel erschwert bzw. die Anzahl der Sitzplätze massiv reduziert. Das Gebäude, in dem sich unser Lokal befindet, wird Ende des Jahres abgerissen, weshalb wir schon auf der Suche nach neuen Objekten sind. Die Corona-Pandemie, dieser erste Fahrplan und die damit verbundenen Maßnahmen werden die Gastronomie dauerhaft beeinflussen. Mit meiner Konzept-Agentur, die sich mit Beratung von Gastronomie, Hospitility und Brauereien beschäftigt habe ich mit einem Team in den letzten Wochen einige Konzepte erarbeitet. Wie schaffe ich Gemütlichkeit mit dem neuen Distancing, wie wecken wir wieder Spaß in der Begegnung, was wollen und können wir uns leisten und was sind glücklich machende Ernährungsrituale, um nur einige Ansätze zu nennen.“


Was nehmt ihr persönlich mit aus dieser Krise?

Andrea Waldecker: „Der in letzter Zeit so häufig zitierte Spruch von Helmut Schmidt „Charakter zeigt sich in der Krise“ hat sich für mich besonders zu Beginn der Krise bewahrheitet, negativ als auch positiv. Aber jetzt ist es an der Zeit nach vorne zu schauen, und deshalb halte ich es nach Albert Einstein: „Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“

Meisterstück, Weißenburgerstr. 16, 81667 München

Fotos © Waldecker

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