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  • AutorenbildAmadeus & Alex

Im Gespräch: Dieter Hochreiter (Biergarten Viktualienmarkt)

Aktualisiert: 15. Aug. 2020

Der Name Hochreiter ist in München kein unbekannter. Ihre Wiesnzeit begann einst 1976 mit einer kleinen Würstlbude. 1979 übernahm die Familie schließlich die „Haxenbraterei“ auf dem Oktoberfest. Und 1985 folgte dann der Biergarten am Viktualienmarkt. Heute steht mit Dieter und Werner Hochreiter bereits die nächste Generation am Ausschank.



Wie war der Moment für dich, als du realisiert hast, dass ihr zusperren müsst?

Dieter Hochreiter: „Nachdem wir ja in den Medien schon länger verfolgen konnten, was der Virus in anderen Ländern anrichtet, war uns eigentlich klar, dass wir auch hier mit Schließungen rechnen müssen und haben den Betrieb schon einen Tag früher geschlossen. Was ja vernünftig war, wie sich hoffentlich im Nachhinein herausstellen wird. Man realisiert auch sofort, welche Umsatzeinbußen auf einen zukommen werden, je nachdem wie lange diese Schließung dauert und parallel denkst du auch an dein Personal, wie die mit den nun anfallenden Problemen umgehen werden und daran, dass sie auch alle gesund bleiben.“


Nur Kosten, aber seit gut zwei Monaten keinen Umsatz, wie überlebt man das?

Dieter Hochreiter: „Das kann man eigentlich nur mit viel Unterstützung durch Bund und Land und eben durch ein paar Rücklagen überleben. Aber Gastronomie ist, wie ihr wisst, ein schwieriges Geschäft. Rücklagen sind fast nicht drin, da man Gewinne oftmals gleich wieder ins Geschäft steckt z.B. in neue Kühlungen, neue Küche, neue Gartenbestuhlung usw., um auch mit dem Geschäft immer auf dem neuesten Stand der Technik zu sein. Und auch um Auflagen durch verschiedene Behörden zu erfüllen.“


Was erhofft ihr euch vom restlichen Jahr?

Dieter Hochreiter: „Die Hoffnung, dass es in diesem Jahr ein Oktoberfest gibt, haben wir ja bereits begraben. Die Vorzeichen waren einfach zu ungünstig. Ist schlimm für uns, aber noch schlimmer für alle Schausteller, denn die Wiesn besteht ja nicht nur aus Festzelten. Ich hoffe, dass die Gastronomie spätestens an Pfingsten wieder starten kann, wenn auch mit dem gebührenden Abstand und sicherlich mit vielen Auflagen seitens der Gesundheitsbehörden.

Aber eben mit einem Biergartengeschäft, dass zwar nicht ganz der Zeit vor Corona entspricht, aber damit wäre ich schon zufrieden. Hauptsache wir können wieder arbeiten und den Menschen einen Platz anbieten, wo sie auf andere Gedanken kommen können. Und hoffentlich müssen wir am Ende kein Minus beklagen. Die Hoffnung, dass zumindest unser allseits beliebter Christkindlmarkt stattfindet, habe ich noch nicht aufgegeben.“



Was erwartet Ihr von der Politik, sprich der Stadt, dem Land oder dem Bund?

Dieter Hochreiter: „Da wir zu den ersten gehörten, deren Betriebe geschlossen wurden und wahrscheinlich zu den letzten gehören

werden, die wieder aufmachen dürfen, erhoffen wir uns einiges an Hilfen. Die Soforthilfen müssten meiner Meinung nach erhöht werden. Kredite sind eher der schleichende Tod, da ich nicht denke, dass es in der Gastro einen Nachholeffekt geben wird. Pachten sollten nicht gestundet, sondern eher erlassen werden, sofern es staatliche oder städtische Verpachtungen betrifft. Gebühren für die Freischankflächen herab- oder gar ausgesetzt werden. Die Mehrwertsteuer ist ja endlich auf 7 % gesenkt worden, wie es der BHG schon vor Corona gefordert hat.

Und von Seiten der Behörden sollte es ein flexibleres Denken hinsichtlich der Arbeits- und Öffnungszeiten geben. Man sollte einfach aufhören, der Gastronomie immer wieder mehr Knüppel zwischen die Beine zu werfen.“


Was nehmt ihr persönlich für euren Betrieb mit aus dieser Krise?

Dieter Hochreiter: „Wir nehmen das Gleiche mit wie wohl jeder andere Mensch auch. Man erfreut sich wieder mehr an kleinen Dingen und ist mit weniger zufrieden als vorher, weil man jetzt weiß, wie fragil alles sein kann. Zudem weiß man wieder, wie kostbar die eigene Gesundheit ist.

Und als Chef und Belegschaft wächst man in solchen Zeiten wieder enger zusammen. Man weiß, was man aneinander hat, falls man es nicht schon vorher gewusst hat.“


Wie kann man euch aktuell unterstützen?

Dieter Hochreiter: „Momentan ist die einzige Unterstützung die Soforthilfe. Essen to go anzubieten, wie es andere Kollegen momentan machen, ist für uns eher keine Option.“


Biergarten Viktualienmarkt, Viktualienmarkt 9, 80331 München

Fotos: ©Porträt/Markus Götzfried, Biergarten ©Presse Viktualienmarkt

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