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  • AutorenbildAmadeus & Alex

Im Gespräch: Christian Ribitzki (Hutong Club)

Aktualisiert: 15. Aug. 2020

Mit dem Hutong Club ist es Christian Ribitzki gelungen einen völlig neuen Standard zu setzen, wenn es um die Interpretation der Chinesischen Küche geht. Angefangen bei den unglaublich genussvollen Dumplings bis hin zu den innovativen Cocktails, alles ist stimmig. Zu gilt der Hutong Club als das spannendste Gastrokonzept der letzten Jahre. 2016 gewann man u.a. den Gourmet Award.

Wie hat sich das angefühlt als ihr plötzlich doch zusperren musstet?

Christian Ribitzki: „Wir waren tatsächlich grad mitten drin in der Erneuerung unseres Angebots, spannende Weinproben, leidenschaftliche Cooking-Sessions am Ofen für neue kulinarische Highlights in 2020, als uns die Corona-Krise mal so richtig in die Parade gerasselt ist. Natürlich hat man dann irgendwann schon begriffen, dass dieser Virus keine Grenzen kennt, trotzdem hat es uns, wie so viele andere auch, eiskalt erwischt. Nun herrscht totale Unsicherheit. Da ist die Sorge um die Mitarbeiter, denen, da nun alle in Kurzarbeit, zum Leben herzlich wenig bleibt! Die Gehälter in der Gastronomie sind einfach nicht so hoch, erst das Trinkgeld sichert hier den Meisten einen Platz zum Wohnen und ein entspanntes Dasein im teuren München. Und dann … als Wirt schöpfe ich aus meinen Lokalen ja nicht nur die notwendigen Mittel zum Leben, hier verbringe ich jede Menge Zeit, hier wohnt meine Leidenschaft, dass, wofür ich brenne! Ich bin emotional sehr fest verbunden mit meinem „Babies“! Die Sorgen und Nöte also sind komplex, bis hin dann natürlich zur blanken Existenz-Angst!“

Wie könnt ihr euch momentan über Wasser halten?

Christian Ribitzki: „Wir reizen derzeit sportlich unseren Dispokredit aus und haben unsere Zahlungen ans Finanzamt rückwirkend zurückerstatten lassen, um liquide zu bleiben! Ein Teil der Soforthilfe ist ebenfalls eingegangen! Jetzt Ende April steht auch wieder die Zahlung der Gehälter an, die wir nun auch im 2. Monat der Krise vorerst zu leisten versuchen, einen Teil der Summe bekommen wir ja dann im Nachhinein zurück durch das KUG! Bereits aber dieser Sachverhalt lässt, wie ich weiß, Kollegen schlicht verzweifeln, denn sie können die Gehälter ums Verrecken nicht vorlegen für April! Sie haben einfach keine Mittel! Da ist auch die Soforthilfe einfach nicht genug. Mut macht dann aber auch wieder der Pioniergeist mancher Gastronomen, die es schaffen, selbst unter diesen widrigen Umständen etwas aus dem Nichts zu zaubern, was dann sogar auch wirtschaftlich das Zeug hat, sie und ihre Mannschaft zumindest vorerst durch die Krise zu schiffen. Genauso aber weiß ich von etlichen Kollegen, die Alles versucht haben in Sachen Take Away und Co.: Sie haben nur noch mehr Miese eingefahren! Die Möglichkeiten und Chancen, sie sind da, aber sie sind eben beileibe nicht gleich für Alle aus mannigfaltigen Gründen. Wir nun überarbeiten unsere Konzepte, der „Hutong Club“ wird nach Wiedereröffnung mit neuer Karte, aber gewohnter Vielfalt anknüpfen an das, was unsere Gäste so schätzen! Soweit das eben irgend möglich sein wird! Die Drunken Dragon Bar erfinden wir gänzlich neu! Wir setzen auf ein neues, mehr „krisenkompatibles“ Konzept, dass trotzdem echt sexy ist, wie ich finde! Na, man darf gespannt sein! Und all dies, die Neu-Planung einer noch so widrigen und ungewissen Zukunft, hält die Triebfeder Gottseidank weiter in Schwung!“



Was erwartet ihr von der Politik, sprich der Stadt, dem Land oder dem Bund?

Christian Ribitzki: „Sehr viele Gastro-Betriebe haben einfach kaum ein Polster und das liegt nicht am schlechten Wirtschaften, vielmehr war es schon bereits vor der Corona Krise durchaus eine Herausforderung, sich Jahr für Jahr erfolgreich zu behaupten! Hier gibts oft keinen Speck, es geht sofort an die Substanz! Stundungen von Steuer, Pacht, SV-Beiträgen, Berufsgenossenschaft usw. sind jetzt auf lange Sicht nicht hilfreich, wie sollen diese Forderungen denn bedient werden, wenn ein normaler, wirtschaftlich erfolgreicher Geschäftsbetrieb quasi ausgehebelt ist auf unabsehbare Zeit!? Außerdem - Ausgefallene Umsätze sind nicht wieder aufzuholen! Hier droht ein Drama gigantischen Ausmaßes! Es braucht eine langfristige Senkung der Mehrwertsteuer, raschen Zugang zu mehr finanzieller Hilfe, vor Allem aber ein Hilfsprogramm, dass die noch kommenden, großen Nöte der Gastronomie in den folgenden Monaten vor der Zeit erkennt und dann rechtzeitig Hilfe leistet im nötigen Umfang! Man ist ja immer eher geneigt zu mosern, tatsächlich aber ist die Bereitschaft so vieler Stellen, sei es die Agentur für Arbeit, die Krankenversicherungen oder die Banken (also, manche von denen), zumindest in erster Instanz unbürokratisch weiterzuhelfen, wirklich klasse! Danke! An dieser Stelle auch ein ganz großes Dankeschön an die Dehoga, die uns Gastronomen mit soviel Engagement und detaillierter Information begleitet, eine enorme, großartige Hilfe!“

So nun gibt es einen ersten Fahrplan für die Gastronomie, wie bewertest du diesen und wie könnt ihr es umsetzen?

Christian Ribitzki: „Grundsätzlich ist es einfach großartig, dass es schließlich los geht. Vor Allem für die Mitarbeiter, die endlich wieder auf etwas mehr im Geldbeutel hoffen können. Und sie haben endlich wieder was tun, treffen auf ihre Kollegen. Der Stillstand und die Abschottung hat Viele sichtlich mehr erschüttert, als sie es je gedacht haben, man sieht deutlicher denn je, wie wichtig die Arbeit ist, abgesehen von der Notwenigkeit, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Und es melden sich jubelnd die ersten Gäste, die gleich für den 25.05. ihren Tisch sichern wollen, das ist einfach toll! Trotzdem, für die Gastronomen bleibt der Blick nach vorn eher düster, und ist stark abhängig von den individuellen Umständen und Möglichkeiten. Wir etwa können über den Daumen gerechnet mit ca.25-30% des normalen Umsatzes rechnen, die anfallenden Kosten sind jedoch auch nicht

im Ansatz so weit zu senken, einfach unmöglich.

Die Umsetzung eines Hygiene-Konzepts kostet ebenfalls zusätzlich.

Man braucht jetzt einen langen Atem, heißt ja! Wir Gastros sollten also besser die Apnoe-Taucher in der Krise sein, sonst sind wir Haifischfutter.



Fazit:

Verzweifeln kann man immer noch, Dranbleiben, das ist die Devise!

Wie schon erwähnt, wir erneuern das Konzept, auch unsere Leute sind mit vollem Engagement dabei, das gibt emotionalen Auftrieb.

Und wenn schließlich Alle (auch jene Verpächter, die grad noch von nichts wissen wollen!), ihren Teil der Last bereit sind zu tragen, wenn man beispielsweise seine Außenplätze a bisserl ausdehnen darf zur Wahrung des Mindestabstands, und, und, und … dann kann man es vielleicht sogar schaffen.“

Hutong Club, Franz-Josef-Str. 28, 80801 München

Drunken Dragon X Chicken, Müllerstr. 51, 80469

Fotos ©Presse Hutong Club

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