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Alex

Ausgereizt


Die Reizbar ist zu! Über 15 Jahre hat uns Nils Brunner mit seinem Wohnzimmer der Getränkekultur im Souterrain eines Schwabinger Wohnhauses beglückt, nun ist die Reizbar für immer Geschichte. „Die Luft war nach so vielen Jahren einfach draußen“, erklärte uns Nils. Aktuell sucht er immer noch nach einem neuen Pächter als Nachfolger, um das Kapitel für sich endgültig ad acta legen zu können. Sehr schade! Ich erinnere mich noch gut an einen Abend in der Anfangszeit der Reizbar: Es war der 11. September 2001, einer der traurigsten Tage in der Geschichte der Menschheit. Den ganzen Tag über waren wir gebannt vor den Bildschirmen gesessen, um die schrecklichen Ereignisse in New York zu verfolgen. Wir waren geschockt, ausgelaugt , zutiefst berührt. Ausgerechnet an diesem Abend war ich mit Freunden in der Reizbar verabredet. Wir standen angesichts der erschütternden Vorkommnisse schon kurz davor, das Treffen abzublasen, entschieden uns dann aber doch dafür, uns in der Reizbar ein wenig abzulenken und auszutauschen. An diesem Abend saßen wir fast alleine mit Nils an einem Tisch schräg gegenüber der Bar, ließen uns von ihm mit köstlichen Drinks so gut es ging aufmuntern und gerieten alle zusammen schließlich immer mehr ins Philosophieren – über die menschlichen Abgründe, übers Zusammenstehen in schwierigen Zeiten, über die Zukunft der Menschheit. Ein wunderbarer Abend mit einer überaus menschlichen Komponente in der sonst oft so anonymen Gastronomie. Das ist definitiv meine einprägsamste Erinnerung an die Reizbar und ihren charismatischen Macher Nils Brunner. Ich hatte aber auch anschließend noch diverse schöne Abende in der Reizbar: Geburtstagsfeiern, Abi-Treffen, romantische Dates und spontane Verabredungen mit Freunden. Der damalige Barmann Mario mixte uns jedes Mal spannende Eigenkreationen mit amüsanten Namen wie Tauwetter, Stone Fence oder Sexmaschine. Oder wir probierten den Cocktail des Monats. Die Reizbar trug also entscheidend dazu bei, mich auf den Geschmack zu bringen und mich immer mehr für experimentelle Drink-Kreationen zu öffnen – was letztendlich ja auch dazu führte, dass wir unseren Barguide geschrieben haben. Dafür wollte ich an dieser Stelle einfach noch mal sagen: Danke, Nils!


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